In meinen HypnoBirthing-Kursen bringe ich die TeilnehmerInnen in tiefe Hypnose, in das so genannte hypnotische Koma. Dort ist das Schmerzempfinden vollständig ausgeschaltet, sodass diese Methode während der Geburt bei eventuell auftretenden unangenehmen Gefühlen genutzt werden kann.

Diese Methode kannte ich bei meiner eigenen (schmerzfreien) HypnoBirthing–Geburt noch nicht. Daher war es mir ein Anliegen, selbst zu erleben, ob es wirklich so gut funktioniert, wie ich glaube und erzähle. 

Da bei mir in absehbarer Zeit keine Geburt ansteht, war das Ziehen meiner Weisheitszähne DIE Gelegenheit meine Methode live zu testen. Zum Zeitpunkt der Entscheidung war mir noch gar nicht klar, wie viele Parallelen dieses Thema mit Schwangerschaft und Geburt hat. 

So viel vorweg: Im Verlauf meines Vorhabens habe ich erlebt, wie stark ich von außen beeinflusst wurde und wie das auf mich gewirkt hat. Ich konnte die Schwierigkeiten, die viele Frauen während der Schwangerschaft haben, selbst noch einmal ganz intensiv erleben und reflektieren und möchte in diesem Artikel meine Beobachtungen teilen. 

Wichtige Voraussetzung

Mein Zahnarzt war dem Vorhaben offen gegenüber eingestellt. Eine wichtige Voraussetzung auch für die Geburt: Eine Begleitung, die deine Wünsche respektiert und es wenigstens für möglich hält, dass eine Geburt entspannt verlaufen kann. Eine nachträgliche, künstliche Betäubung des Kiefers wäre im Verlauf möglich. Diese Möglichkeit hast du genauso auch während der Geburt. Dies im Hinterkopf zu haben, kann hilfreich sein. 

Reaktionen in meinem Umfeld

Erste negative Suggestionen prallten bei der Terminvereinbarung in der Zahnarztpraxis auf mich ein: „Nehmen Sie lieber einen Termin Anfang der Woche, damit sie innerhalb der Woche wiederkommen können, wenn Komplikationen auftreten.“ Hier wurde also schon bei der Terminvereinbarung von Komplikationen ausgegangen.

Viele schwangere Frauen sind nach ihrem ersten Besuch beim Frauenarzt in einer Art Alarmbereitschaft, da häufig davon ausgegangen wird, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte. Auch in mir kamen im Anschluss erste Zweifel und Bedenken auf, was doch alles passieren könnte. 

Ich erzählte einigen Menschen in meinem Umfeld von meinem Vorhaben. Die Reaktionen ähnelten Horrorstorys, wie sie Schwangeren ebenfalls ständig erzählt werden. Genau wie zur Geburt hat auch zum Thema Weisheitszähne fast jeder etwas Unschönes zum Besten zu geben!

Was Schwangere sich anhören müssen

Mit wachsendem Bauch werden Dinge gesagt, die der Frau schaden, anstatt ihr zu nutzen. Wenn ich in meinem Fall diese Suggestionen („es wird ihnen im Anschluss total schlecht gehen und sie werden mehrfach wiederkommen müssen und an arbeiten in der Woche danach ist sowieso nicht zu denken“) der Sprechstundenhilfe annehme, was leicht passieren kann, dann wird dies eher dazu führen, dass ich mit dieser Einstellung an das Thema herangehe und im Anschluss auch genau diese Erfahrung mache. Und die Sprechstundenhilfe fühlt sich bestätigt, denn sie hat mich ja gewarnt (und tut es immer wieder).

Genau dasselbe ist auch bei Menschen in der Geburtshilfe der Fall. Es wird davon ausgegangen, dass eine Geburt auf jeden Fall schmerzhaft ist. Alle Frauen werden vorgewarnt, warten auf den Schmerz (denn erst dann dürfen sie in die Klinik fahren, vorher ist es ja noch nicht so weit) und wundern sich dann, dass sie Schreckliches erleben. 

Bewusstheit darüber was mir hilft und was nicht

Mir wurde klar, dass mir an jeder Ecke negative Suggestionen reingeknallt wurden. Zudem merkte ich auch, dass es gar nicht so einfach ist, das immer sofort zu unterbinden (was ich den Frauen in meinen Kursen ja immer wieder sehr ans Herz lege).

Auch Schwangere lassen sich auf dem Weg zur Geburt von ihrem Plan, diese entspannt, sanft, angstfrei, vielleicht sogar schmerzfrei zu erleben abbringen. Viele glauben nicht mehr an sich selbst und dass es möglich ist. Warum? WEIL DIE SUGGESTIONEN DER UMWELT WIRKEN! 

Unsicherheit breitet sich aus

Ich war hin- und her gerissen, was ich nun tun soll. Ich fragte noch zwei Tage vor dem Termin einige Hypnoseprofis auf einem Seminar nach ihrer Meinung und selbst hier kamen Bedenken, Einschränkungen, „du musst das länger üben, ich würde das nicht tun“ etc. Langsam hielt ich mich selbst für verrückt. Auch ein diffuses Gefühl von Angst kam in mir hoch. 

Genau dasselbe erleben die Schwangeren. Je näher der Termin rückt und je größer der Bauch wird, desto mehr Horrorstorys bekommen sie zu hören werden vorgewarnt, was ihnen da bevorsteht. Es gehört viel dazu, wirklich bei sich zu bleiben und an sich zu glauben. Diese negativen Suggestionen immer und immer wieder mit Positiven zu überdecken. 

Vertraue dir und höre auf dein Gefühl

Ich wusste ganz tief in mir drinnen, dass es DOCH geht! Ich dachte an meinen Ausbilder (den ich aus irgendeinem Grund auf diesem Seminar nicht nach seiner Meinung fragte) und fragte mich: „Was würde er tun, was würde er mir sagen?“ Und ich wusste genau, er würde mir sagen: „Das geht, du machst das, natürlich ist das möglich!“ Ich dachte an Videos von kleinen Operationen am Bauch, die „nur“ mittels Hypnose stattgefunden hatten und Patienten keinerlei Schmerzen spürten. Und ich wusste, ja ich werde es schaffen!

Was dir für die Geburt hilft

Auch in der Schwangerschaft ist es bedeutsam, sich hilfreiche Bilder abzuspeichern. Videos von entspannten Geburten zu schauen und zu sehen, dass es geht. Auch Berichte über selbstbestimmte Geburten zu lesen ist empfehlenswert. Immer wieder ganz bewusst zu überlegen, was hilft mir jetzt weiter, mit wem spreche ich nicht mehr, was tue ich um wieder ins Vertrauen und in meine Zuversicht zu kommen, dass es geht und dass ich es mit Leichtigkeit schaffe. 

Sich immer wieder vorzustellen, was genau passieren soll, ist hilfreich und sehr wirksam. Für die Geburt wären das Dinge wie, „mein Körper öffnet sich gerne und leicht, meine Gebärmutter arbeitet ganz entspannt, die Muskelfasern weiten sich mit Leichtigkeit“ etc.

In meinem Fall stellte ich mir vor, wie der Zahn schon etwas lockerer wird, wie der Kiefer den Zahn gerne, leicht und einfach herausgibt und wie ich den gesamten Bereich vollständig betäube. 

Ich stellte mir einige Audio-Dateien in der HypnoBox-App zusammen und sprach meine eigenen Suggestionen zusätzlich hinein. Durch Anleitung wird es leichter. Ganz wichtig dabei, stelle dir genau das zusammen, was für dich passend ist. Wenn etwas nicht stimmig ist, mach es passend für dich. Sprich deine eigenen Suggestionen auf und höre dir diese an.

Was danach geschah

Im Anschluss an meine Behandlung traf ich wieder auf Menschen. Viele die begeistert waren, ja vielleicht sogar etwas ungläubig. Ich wurde gefragt, ob ich auf Schmerzen stehe. Nein das tue ich nicht! Vor allem nicht auf Zahnschmerzen.

Ich treffe auch auf Menschen, die es offenbar nicht glauben können oder wollen und mir noch ein paar negative Suggestionen geben, was jetzt alles bei der Heilung noch schief laufen kann oder geben Sätze von sich wie: „Also bei meinem Mann, da war das so…….“ 

Wie sind die Reaktionen nach einer entspannten, selbstbestimmten und schmerzfreien Geburt?

Wenn deine Geburt gut gelaufen ist – glaubt man dir? Oder denken die Menschen, du stehst halt auf Schmerzen? Gönnen sie es dir? Oder müssen sie noch ein paar Suggestionen „hinterherwerfen“, was jetzt noch alles mit der Rückbildung, dem Wochenfluss, dem Milcheinschuss, dem Baby, etc. schieflaufen kann? Manche können vielleicht nicht anders.

Umgib dich mit Menschen, die verstanden haben, um was es geht. Grenz dich ab, glaub an dich selbst, tu ganz bewusst immer und immer wieder die Dinge, die dich deinem Ziel näher bringen. SUGGESTIONEN WIRKEN, NUTZE SIE FÜR DICH!

Im nächsten Artikel beschreibe ich die Behandlung an sich und mein Empfinden dazu. Freu dich drauf!