Ja – eine Geburt ist etwas ganz natürliches, normales und gesundes. Nur haben die meisten Frauen „verlernt“ wie es geht. Viele vertrauen heute Maschinen mehr, als ihren eigenen Gefühlen -und genau das ist das Problem.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es fantastisch, dass wir in einem Land leben mit einer so großartigen medizinischen Versorgung. Dass ein Leben gerettet werden kann, welches in anderen Ländern dieser Erde verloren wäre, ist großartig! Nur ist eine Geburt in der Regel kein medizinischer Notfall. Ein wirklicher Notfall ist die Ausnahme, nicht die Regel! Die Geburt wurde in den letzten Jahrzehnten sehr technisiert und dazu möchte ich dir die bekannte Katzenfabel erzählen:

„Katzen gelten ja bekanntlich als gute Gebärerinnen. Alle, die sich mit Katzen auskennen wissen, dass Katzen zum Gebären ungestört sein wollen und Ruhe brauchen. Bei vielen Menschen ist das erste Bild, das bei dem Gedanken an eine Katzengeburt vor dem inneren Auge auftaucht, das von einem Schuhkarton. Dieser ist warm und gemütlich ausgepolstert und steht in einer versteckten dunklen Ecke, vielleicht in einem Kleiderschrank.

Alle, die sich mit Katzen auskennen, wissen auch, dass bei einer Katze die Kontraktionen aufhören, wenn sie beim Gebären gestört wird. Auch kann es sein, dass sie im Anschluss ihre Jungen nicht annimmt.

Da Gedankenexperimente wie „was hätte sich wie entwickelt, wenn …?“ zu Schlussfolgerungen führen können, möchte ich nun einmal der Frage nachgehen: Was hätte sich wie entwickelt, wenn sich vor langer Zeit eine Gruppe von Wissenschaftlern dazu entschlossen hätte, das Gebärverhalten von Katzen zu erforschen?

Für dieses Experiment hätten die Katzengeburten zu Studienzwecken vom Schuhkarton im Kleiderschrank in ein Labor verlegt werden müssen. Um alles gut beobachten zu können, wäre das Labor hell erleuchtet und steril gewesen.

Für genauste Überwachung wären die Katzen mit vielen Kabeln an Monitore angeschlossen und für einen bequemen Handlungsspielraum der Wissenschaftler auf erhöhte, rundum zugängliche Tische gelegt worden. Für ein eventuelles Eingreifen hätten alle Katzen prophylaktisch einen venösen Zugang gelegt bekommen. Den Katzen fremde Menschen wären Tag und Nacht ständig ein- und ausgegangen, um jeden Moment des Geburtsverlaufes genauestens zu dokumentieren.

Die Studie hätte bedenkliche Ergebnisse geliefert, wie alle ,die sich mit Katzen auskennen, wahrscheinlich schon vermutet haben. Es hätte sich gezeigt, dass Katzen häufig nur schlecht gebären können, die Geburtsarbeit überwiegend unkoordiniert verlief, die Geburten lange dauerten, manchmal mittendrin abbrachen und in Folge dessen auch die Herztöne der ungeborenen Kätzchen regelmäßig schlecht wurden und medizinische Interventionen oft notwendig waren.

Die Studie wäre daher bald mit veränderter Fragestellung weitergeführt worden. Die Wissenschaftler hätten nun wissen wollen, mit welchen Medikamenten oder medizinischen Maßnahmen sich die Ergebnisse der Katzengeburten verbessern lassen könnten. Sie hätten wirklich nur die besten Absichten gehabt.

Bald hätten sie die Möglichkeiten hochentwickelter Geburtstechnologien veröffentlicht. Die Medien hätten diese Erkenntnisse gestreut und sehr schnell hätten alle, die ihre Katzen liebten, diese zur Geburt ins Labor gebracht, denn es hätte als der sicherste Platz gegolten.

Und diese Entwicklung wäre weiter voran geschritten. Das Labor wäre im Laufe der Jahre immer mehr erweitert worden. Es hätten immer mehr Zweigstellen an anderen Orten eröffnet und überall wäre immer mehr Personal angestellt worden. Eine Interessengruppe hätte eine Kostenübernahme durch alle Katzen-Krankenversicherungen erreicht. Denn schließlich hätte eine solche Geburtstechnologie auch finanziell ihren Preis.

Irgendwann wäre die erste Generation der Forscher alt geworden und in den Ruhestand gegangen, dann die zweite, dann die dritte und vierte Generation. Nicht nur die Generation der Forscher, sondern auch die der Katzenfreunde hätte von Geburten im Schuhkarton immer weniger gewusst. Das Wissen, das alle, die sich mit Katzen auskennen in sich haben, dieses Wissen darum, was Katzen zum Gebären brauchen, wäre mit jeder Generation mehr und mehr verloren gegangen.

Währenddessen hätten die Wissenschaftler, sehr zufrieden mit sich selbst jetzt das Ziel, die Art und Weise ihrer Labor-Geburtsmedizin noch weiter zu entwickeln. Denn schließlich hätten sie oft bei Komplikationen wie Geburtsstillstand oder schlechten Herztönen das Leben der Katzen und ihrer Kätzchen gerettet – wie sie mit der immer weiter ansteigenden Rate der Schnittentbindungen hätten beweisen können.

So wäre es dazu gekommen, dass irgendwann der Wunsch nach einer Geburt im Schuhkarton, mit Verweis auf die Forschung, als eine gefährliche Idee gegolten hätte. Nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch alle, die ihnen geglaubt hätten, wären schließlich absolut davon überzeugt gewesen, dass Katzen auf keinen Fall ohne Technologie gebären können.

Wir alle, die evolutionsbiologisch zu den Säugetieren gehören, sind hormonell und daher auch von unseren Grundbedürfnissen mit den Katzen vergleichbar.“

Und nun?

Ich plädiere weder dazu, Geburten zuhause stattfinden zu lassen, noch plädiere ich für Geburten in der Klinik. Jede Frau ist anders! Ich plädiere dafür, dass jede Frau in sich selbst hinein spürt, was ihr wirklich wichtig ist, wo sie sich wohlfühlt. Eine Frau bekommt bei dem Gedanken, in eine Klinik zu gehen schon Gänsehaut. Ihr würde es vermutlich gut tun, eine außerklinische Geburt zu erleben. Eine andere Frau bekommt bei dem Gedanken zuhause zu gebären Panik, da ihr die Sicherheit der Klinik im Hintergrund wichtig ist. Für sie wird also eine Geburt in der Klinik richtig sein. Es gibt kein richtig oder falsch, es gibt nicht DEN perfekten Ort für die Geburt. Wichtig ist, spüre in dich hinein, lerne deiner Intuition wieder zu vertrauen, sie ist dein wichtigster Wegweiser, gerade während der Geburt. Hör darauf und handle danach – ganz egal was die anderen sagen!

Und wie du das schaffen und erreichen kannst, erfährst du im nächsten Blog-Artikel: „Willst du wirklich oder würdest du nur gerne wollen (können)?“