Diese 3 Expertinnen verraten worauf es ankommt!
Du bist schwanger und fragst dich, welcher der für dich richtige und passende Ort ist, um dein Baby zur Welt zu bringen? Bist du dir unsicher, auf was du bei der Wahl des Geburtsortes achten solltest? Fragst du dich weiter, was es braucht, um deine Geburt genauso zu erleben, wie du sie dir wünschst?
Ich habe drei Expertinnen erfolgreicher Geburts-Bücher zu diesen Themen befragt. Hier geben sie dir sehr ausführliche Antworten für deinen nächsten Schritt in Richtung entspannte Schwangerschaft und Wunschgeburt!
Und nun wünsche ich dir viele neue Erkenntnisse und Klarheit für deinen ganz individuellen Weg!
Wie ist mein Gefühl zum entsprechenden Ort? Fühle ich mich dort sicher und geborgen? Kann ich an diesem Ort ungestört loslassen?
Wenn ich mich für die Geburt in einer Klinik entschieden habe, könnten wichtige Fragen sein: Wie hoch ist die Sectiorate der entsprechenden Klinik? Kann ich in dieser Klinik mit einer 1 zu 1 Begleitung rechnen? Welche Begleitpersonen kann ich mitbringen? Gibt es Routineinterventionen, die durchgeführt werden? Was passiert, wenn der errechnete Geburtstermin überschritten wurde? Wird in der Klinik Wert auf die Mutter – Kind – Bindung gelegt und werden med. unnötige Trennungen von Mutter und Kind auf jeden Fall vermieden? Wie sieht es im Falle eines Kaiserschnittes aus? Ist Bonding im OP Standard?
Um genau die Geburt zu erleben, die ich mir als Mutter wünsche, braucht es vor allem eine Idee, wie eine solche Geburt aussehen kann.
Wenn ich mir eine Geburt (noch) gar nicht vorstellen kann, helfen mir vielleicht Berichte von Müttern, die bereits positive Geburtserfahrungen gemacht haben oder YouTube Videos von natürlichen Geburten.
Um diese Idee umsetzen zu können, braucht es ein Umfeld für die Geburt (siehe oben) in dem ich tatsächlich ungestört gebären kann. Die meisten Mütter brauchen dazu Menschen an ihrer Seite, die diese Geburt begleiten und den Raum der Geburt für die Mutter bereiten und schützen.
Ein Netzwerk das die Mutter stärkt und unterstützt.
Eine innere Vision von dieser Geburt.
Was jedoch die wenigsten werdenden Eltern bei der Auswahl des Geburtsortes bedenken, ist die Tatsache, dass ein Geburtsort an sich einfach nur ein Raum ist. Egal ob es ein Raum in einer Klinik ist, oder das eigene Wohnzimmer ist: es ist eine Rahmenbedingung. Es ist ein Haus oder ein Zimmer mit Wänden, Türen, Fenstern, Elektroinstallationen, usw. Im besten Fall ist dieser Rahmen heimelig und bequem gestaltet. Doch Sicherheit bietet dieser Raum nur vor Umwelteinflüssen. Die Sicherheit, die wir uns als Gebärende von einem bestimmten Geburtsort erhoffen, wird uns in Wirklichkeit erst dann zu Teil, wenn dieser Raum von einer konkreten Person erfüllt und gehalten wird, die uns mit jener Zuwendung begegnet, die wir in diesem Augenblick brauchen, um uns vertrauensvoll dem Geburtsprozess hingeben können.
Daher ist für mich die Auswahl des Geburtsortes zweitrangig.
Vorrangig ist für mich die Frage: Welche Hebammen oder welche Geburtshelfer in meiner Nähe können eine Geburt nach meinen persönlichen Bedürfnissen und Wünschen begleiten? Damit reduziert sich dann die Wahl des Geburtsortes auf den Rahmen, den die jeweilige geburtshilfliche Begleitperson nutzen kann, um eine Geburt zu begleiten. Habe ich mich für eine Klinik-Hebamme entschieden, dann fällt die Entscheidung auf die Klinik in der sie begleiten kann. Ist meine Wahl auf DIE PERFEKTE HEBAMME gefallen, die aber zufällig nur Hausgeburten anbietet, dann wähle ich den Rahmen des eigenen Zuhauses.
Wirkliche Sicherheit entsteht nur durch die Achtsamkeit, die Erfahrung und die wohlwollende Begleitung einer vertrauten Begleitperson, niemals aber durch die Wahl eines Ortes alleine.
Ich vergleiche die Geburtserfahrung aufgrund der Geburtshormone mit einer sexuellen Erfahrung: will ich eine positive sexuelle Erfahrung machen, wähle ich mir in erster Linie die Person aus mit welcher ich diese Erfahrung machen möchte, und dann den Ort an dem es geschehen soll; und keinesfalls umgekehrt. Denn das Ergebnis hängt von der Person ab, welcher ich mich anvertraue. Habe ich das Gefühl, der Person an meiner Seite blind vertrauen zu können, wird der Ort an dem ich mich befinde/liebe/gebäre, relativ nebensächlich. Anders formuliert: Ich kann mich in der tollsten Klinik befinden, die mit der neuesten medizinischen Technik vertraut ist, doch wenn meine geburtshilflichen Begleitpersonen mir kein vertrauensvolles Umfeld bieten können, dann hemmt das meine Hingabebereitschaft und damit wird eine jede Geburt grundlegend zum Risiko. Ist keine private Geburtsbegleitung möglich, und nur die Geburt in einer Geburtsklinik ohne eigene Hebamme die Option, dann würde ich mich an den Bedingungen orientieren, die mir als Gebärende gestellt werden.
Informiere dich genau, welche persönlichen Freiheiten dir in der jeweiligen Klinik ermöglicht werden:
Bist du dort eine Patientin, die der klinischen Routine unterliegt, oder hast du auch Mitgestaltungsmöglichkeiten indem du z.B. einen Geburtsplan verfassen kannst, in welchem du deine persönlichen Wünsche für die Geburt mitteilst. Darfst du dich während der Geburt frei bewegen, oder gibt es durchgängige CTG-Kontrollen, die eine Bewegungsfreiheit grundlegend einschränken? Über welche Qualifikationen verfügen die Hebammen in dieser Klinik? Viele Kliniken arbeiten heute schon sehr alternativ, und die meisten Hebammen bieten Unterstützung in alternativen Geburtsbewältigungsmethoden wie z.B. HypnoBirthing oder auch Akupunktur, Homöopathie und Rebozo-Techniken an. Eine Klinik, in welcher solche alternativen Methoden zur Anwendung kommen, würde ich einer jeden klassischen Geburtsklinik vorziehen. Wichtig sind für dich auch Möglichkeiten der Terminüberschreitung. Wird bereits am 3. Tag nach EGT eingeleitet, oder ist dafür auch Zeit bis 14 Tage über EGT, wie das z.B. in Österreich bereits Standard ist? Diese Faktoren sind für mich entscheidend, um eine gut überlegte Wahl treffen zu können.
Was braucht es aus deiner Sicht, damit Frauen genau die Geburt erleben, die sie sich wünschen?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, denn Geburt hat immer den Sinn aus uns Frauen kompetente und instinktive Mütter zu machen. Die Geburt ist immer ein Grenzgang, der nur sehr selten nach unseren Vorstellungen verläuft. Dennoch gibt es einige Punkte, die man als werdende Mutter beachten kann, um eine Geburt grundlegend als möglichst positive, selbstbestimmte und ganzheitliche Erfahrung zu gestalten, ganz egal was die Geburtsreise mit unserem Baby für uns bereit halten wird.
Schaffe GEBORGENHEIT
Beim Gebären geht es um das schrittweise Loslösen von inneren Kontrollmechanismen. Schließmuskeln, die ansonsten fest verschlossen sind, sollen sich öffnen, und das Baby freigeben. Kraftvolle Muskelgruppen im Becken, die den Körper sonst stützen und stabilisieren, sollen sich entspannen um den Weg für das Baby freizugeben, damit es sich auf seiner vertikalen Achse drehen und abwärts bewegen kann. All das birgt in gewisser Weise einen körperlichen und mentalen Kontrollverlust in sich. Wir können die Kontrolle über unseren Körper und unsere mentale Kraft nur dann vertrauensvoll loslassen, wenn wir uns geborgen fühlen. Ein kleiner Hinweis: Versuche mit deinem Partner auf die Toilette zu gehen und zu pinkeln, während er dir die Hände hält und dir in die Augen blickt. Und dann versuche das Ganze mit einer Person, die dir zwar bekannt aber nicht vertraut ist, und bei der du dich nicht geborgen fühlst. Deine Schließmuskeln werden sich nicht öffnen, es sei denn, deine Geborgenheitsrituale werden beachtet. Die Frage ist also: Was braucht du persönlich, damit du dich geborgen fühlst? Was sind deine Geborgenheitsrituale in deinem Alltag und in deinem Intimleben? Genau das sind auch die Rituale, die du in deiner Geburtsreise mit deinem Kind brauchst, um dich geborgen genug zu fühlen, damit dein Körper dein Baby freigeben kann. Gestalte die Geburt im Detail und in seiner Gesamtheit als positives Ritual. Alles was dieses Erlebnis zu einem Fest der Geborgenheit werden lässt, bleibt für immer positiv in Erinnerung, ganz egal wie die Geburt am Ende verläuft.
Sei KOMPROMISSLOS
Kompromiss ist die kleine Schwester vom Kaiserschnitt. Wenn du also für deine Geborgenheit ein vertrautes Umfeld, mit vertrauten Gerüchen, vertrauten inneren Bildern, vertrauter Musik, vertrauten Menschen und deinen persönlichen Wohlfühlritualen ohne Zeitdruck und äußerlichen Restriktionen benötigst, dann ist deine Geburtsvorbereitung die Organisation eines geburtshilflichen Rahmens, der so ein Geburtsszenario möglich macht. Bei der Geburt übernimmt dein Säugetiergehirn die Arbeit, und dieser Teil deines Gehirns hat kein Interesse an Kompromissen. Dieser Teil deines Gehirns weiß nicht, dass in der Klinik in 10 Kilometer Entfernung eine sehr gut ausgestattete Neonatologie auf dich wartet, falls sie jemals benötigt wird. Dein Säugetiergehirn evaluiert nur, ob die Umgebung mit all ihren Faktoren „Geborgenheit“ vermittelt, oder ob gerade der Ausnahmezustand überwiegt. In diesem Falle ist eine Hingabe in einen Kontrollverlust, und damit das Öffnen der Schließmuskeln, kontraindiziert. Denn in diesem Falle würde das Baby in eine potentiell gefahrvolle Situation hineingeboren werden, und das lässt das Säugetiergehirn nicht zu. Also sei kompromisslos! Das, was es dir ermöglicht dich völlig hinzugeben und jede Form der Kontrolle aufzugeben damit dein Baby den Raum bekommt den es braucht um deinen Körper zu verlassen, ist das Programm! Suche dir vertrauensvolle geburtshilfliche Begleiter, die dich darin unterstützen die Geburt so zu gestalten, wie du es brauchst. Auch in einer Klinik ohne private Hebamme ist das möglich. Es bedarf allerdings einer wesentlich eingehenderen Vorbereitung und Absprache als bei einer Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus, da die Klinikroutine und die persönlichen Bedürfnisse aufeinander abgestimmt werden müssen.
Du bist die AUTORITÄT
Wähle dir geburtshilfliche Begleiter, die dich in deinem Sinne unterstützen. Dabei ist wichtig, dass DU die Autorität im Geburtsprozess bist. Dein Körper und der Körper deines Kindes leisten die ganze Arbeit. Also sind es eure Bedürfnisse die auf jeden Fall Vorrang haben sollten – vor jeglicher Routinemaßnahme. Eine Geburt wird ganz anders erlebt, wenn du nicht von 10 oder mehr Stunden Schmerzen ausgehst, sondern von einmalig 60 Sekunden, die du unter allen Umständen für dein Baby da bist. Danach zählen deine Bedürfnisse. Du kannst die Zeit nach einer Welle für dich nutzen. Befriedige alle deine Bedürfnisse, so wie sie gerade fallen. Belohne dich mit einer liebevollen Umarmung, mit ein paar Schlucken heißer Suppe aus der mitgebrachten Thermoskanne, mit einem Splitter dunkler zuckerfreier Schokolade, einem eigens für die Geburt kreierten „Birth-Smoothie“. Mit lauter aufmunternden Leckereien oder mit einem Schluck heißem Kaffee, ein paar Schritten im Garten, dem Lieblingslied auf YouTube, oder einer warmen Dusche. Das entspannt dich. Du bekommst das Gefühl, dass du der Chef über die Zeit vor und nach der Welle bist. Und diese Zeit gehört dir! Niemandem sonst. Dann sind es nicht mehr 10 Stunden Geburt, sondern netto 2 Stunden. Denn mehr bleibt an netto Wehenzeit nicht über. Der Rest dazwischen ist das, was zählt, nicht die Wehe. Erliegst du jedoch in den vielen Stunden zwischen den Wellen der Klinikroutine, die es dir nicht möglich deine Bedürfnisse zu befriedigen. Dann wird auch die kurze Dauer einer Wehe nicht mehr aushaltbar. Daher: sei DU selbst! Achte auf deine Bedürfnisse. Befriedige deine Bedürfnisse unablässig. In tiefer Befriedigung öffnet sich dein Körper sehr viel leichter, als wenn er eine Leistung zu erbringen hat, während er nicht das bekommt was er für diese Leistungserbringung dringend braucht.
Bereite dich auf eine EIGENSTÄNDIGE GEBURTSBEWÄLTIGUNG vor
Die beste Hebamme und der kompetenteste Arzt können die Geburtsreise nicht für dich übernehmen. Sie können nur deine Schritte begleiten und unterstützen. Daher finde ich es umfassend wichtig, dass du dich der Geburtsarbeit mit deinem Kind grundlegend gewachsen fühlst. Deine wichtigsten naturgegebenen Ressourcen zur eigenständigen Geburtsbewältigung sind deine Atmung, instinktive Bewegungen die deine Muskulatur lockern und Raum für dein Baby schaffen, eine aufrechte Körperhaltung sowie der Fokus deiner Gedanken auf positiven Affirmationen. Auch die unterstützte Geburtsarbeit durch den Partner ist eine sehr wertvolle Hilfestellung. Erkundige dich, welche alternativen Methoden zur Schmerzlinderung durch deine geburtshilfliche Begleitung angeboten werden, welche dich gegebenenfalls darin unterstützen können, wieder zurück in eine selbstbestimmte Geburtsbewältigung zu finden.
Worauf sollte die Frau bei der Wahl des Geburtsortes achten?
Es sollte ein Ort sein, an dem sie sich gehen lassen kann und geborgen fühlt. Der Ort, der sie am meisten entspannt, wird ihr nachher auch bei der Geburt helfen, sich angstfrei und ohne unnötig Anspannung oder Stress durch die Wehen zu atmen. Da wo sie auch Sex oder Stuhlgang haben könnte, ist auch ein guter Ort für die andere große Aktivität des Unterleibes, nämlich die Geburt – die richtige Wahl der Geburtsbegleiter vorausgesetzt.
Was braucht es, damit Frauen ihre Traumgeburt erleben können?
Zu allererst und am schwierigsten heutzutage: lernen, mit Angst umzugehen und alles zu meiden, was Angst einflößt. Denn sobald Angst die Oberhand gewinnt, geht die Intuition verloren und man ist hilflos verloren im Meer aus Angst. Dann stimmt man schnell allem möglichen zu, was man nüchtern betrachtet nie wollte.
Es ist wichtig, sich ein solides Wissen anzueignen: Darüber, wie man sich gesund erhält, um Komplikationen und Frühgeburt zu vermeiden. Darüber, wie man eine günstige Kindslage fördern kann, um langen, anstrengenden Geburten vorzubeugen. Und darüber, wie eine Geburt normalerweise abläuft und was alles als normal gilt, damit man sich nicht von angstmachenden, falschen Aussagen mancher Geburtshelfer unnötig verrückt machen lässt.
Es braucht Übung und eine große Portion Mut, seinem eigenen Bauchgefühl mehr zu vertrauen als Messgeräten und der Meinung von Ärzten und Verwandten und im Zweifelsfall gegen die Stimmen von außen den eigenen Weg zu gehen.
Wenn man dann noch jemanden an der Seite hat, der einen auf diesem Weg mit Erfahrung und Wissen unterstützt und bestärkt, ohne dabei mit Angst zu arbeiten – perfekt.
Ein ganz lieber und herzlicher Dank an Ute, Isabella und Sarah für diese wundervollen Beiträge.
Nutze diese Ideen, Hinweise und Erfahrungen und triff die für dich persönlich passende Entscheidung.